Frost hier, pralle Bäume da!

 

Äpfel aus Region in bester Qualität

Von Inga Thulfaut

Rhein-Sieg-Kreis.

Prall und saftig: Die Apfelernte ist mit großen Früchten und bundesweit sechs Prozent Steigerung im Vergleich zum Vorjahr gut ausgefallen. Danach sah es im Frühling noch gar nicht aus: Eine Frostnacht am 4. Mai in Kombination mit extremer Trockenheit und Wind drohte insbesondere in Meckenheim die Obsternte im Keim zu ersticken.

Das Ausmaß der Katastrophe hat sich inzwischen vor allem in den höheren Lagen relativiert. "Aber etwa sechs bis sieben Betriebe haben starke Einbußen erlitten", bilanziert Dieter Linden, Leiter der Landesfachgruppe Obstbau Bonn Rhein-Sieg.

Er selbst ist einer der Betroffenen: "Rund 80 Prozent meiner Ernte ist missglückt. Die wenigen ausgereiften Früchte sind deformiert und voller Rillen - sie ähneln eher Zierkürbissen und taugen nur zur Fruchtsaftverarbeitung, aber nicht zur Frischmarktvermarktung." Bio-Obstbauer Lothar Krämer geht es ähnlich: "Ein Großteil der Früchte ist einfach abgefallen." Fatal für beide Meckenheimer Betriebe war die niedere Lage ihrer Felder - der Frost hatte sich genau in die Senken gelegt.

Außerdem konnten beide Betriebe keine Frostschutzberegnung gewährleisten: "Für eine wirksame Frostschutzberegnung sind 30 Kubikmeter Wasser pro Hektar und Stunde erforderlich - die stehen mir an den Feldern nicht zur Verfügung", sagt Krämer.

Gezielte Beregnung bei Frost ist im Obstbau eine gängige Methode, rund um die Frucht einen wärmenden Eispanzer zu erzeugen. Damit ist es Andreas und Heike Mager aus Alfter-Impekoven gelungen, den Großteil ihrer Ernte zu retten. "Die Beregnung hat unsere Früchte auch in schwierigen Lagen geschützt. Wo wir nicht beregnen konnten, fallen die Erträge deutlich dürftiger aus. Man sieht es den Bäumen direkt an: Im unteren Bereich tragen sie nichts, umso mehr dafür in der Baumkrone.

Insgesamt sind wir aber glimpflich davongekommen. Unsere durchweg gute Ernte gleicht die Verluste aus", resümiert Heike Mager. "Nur vereinzelte Gebiete und Betriebe haben durch die Witterungsbedingungen Anfang Mai tatsächlich Schaden genommen. Auswirkungen auf Angebot und Preisentwicklung hat das nicht.

Die Ernte fiel gut aus: Die Sorte Elstar war im August schon pflückbar. Insgesamt waren die Wachstumsbedingungen im Sommer gut", sagt Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt-Infogesellschaft in Bonn. "Die Versorgung mit bester Qualität ist gewährleistet", betont auch Dieter Linden ungeachtet der eigenen Misere.

Er und die wenigen anderen von einer Missernte betroffenen Obstbauern hoffen nun noch auf Zuschüsse vom Landwirtschaftsministerium. "In Baden-Württemberg, wo es in derselben Nacht auch erhebliche Frostschäden gab, bekommen die betroffenen Betriebe größengestaffelte Zuschüsse", sagt er.

"Wir sind noch im Gespräch mit dem Ministerium", sagt Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauern in Bonn. "Die Obstbauern müssen einen deutlichen Umsatzrückgang nachweisen, und es darf sich um keinen versicherbaren Schaden handeln. Dann können sie auf einen Zuschuss zum Darlehen hoffen, um liquide zu bleiben.

Die EU muss das zudem noch genehmigen, damit kein unlauterer Wettbewerb entsteht", erklärt Muß. "Diese Frostnacht ist eine betriebswirtschaftliche Katastrophe - und zwar eine ganz unverschuldete und nicht versicherbare", sagt Lothar Krämer. "Man braucht drei bis vier gute Jahre, um ein solch schlechtes auszugleichen", so Linden.

General Anzeiger Artikel vom 23.09.2011