Kölner Rundschau

Knalleffekt im Wühlmausgang
Von ELKE ESCHWEILER

24.08.2005

 
 


Meckenheim - Wühlmäuse sind eine echte Plage für Lothar Krämer. Der Öko-Landwirt aus Meckenheim darf in seiner Obstplantage keine chemischen Bekämpfungsmittel einsetzen und muss den Nagern mechanisch auf den Pelz rücken. Bei Biobauer Krämer wird den Tieren jetzt mit einem Knalleffekt der Garaus gemacht: mit Knallgas. Allerdings zum Groll mancher Anlieger. „Nur Mäusefallen aufzustellen bei einer Fläche von mehreren Hektar, das reicht nicht“, weiß Krämer.

„Bäume angespitzt wie Bleistifte“

Der Biobauer hat im vergangenen Winter in einer seit 2003 bestehenden Junganlage rund 300 Bäume verloren. „Wühlmäuse haben die Bäume angespitzt wie Bleistifte“, beschreibt es Krämer. Der warme Winter und die erhöhte Population hätten zu einem enormen Mehraufkommen an Mäusen geführt. „Ich stehe mit diesem Problem nicht alleine da. Andere Biobauern haben diese Sorge auch“, so Krämer.

Während in anderen landwirtschaftlichen Betrieben Giftweizen eingesetzt werden dürfe, um die Population klein zu halten, ist dies im Bioanbau nicht erlaubt. Der Biobauer suchte Hilfe. Aber selbst die Kontrollbehörde der Biobauern war bis vor kurzem ratlos. „Uns wurden die Bäume einfach weggefressen“, so Krämer. Erst ein Gerät, das neu auf dem deutschen Markt ist, brachte eine Lösung. Dabei wird eine Mischung aus Sauerstoff und Propan in die Wühlmausgänge eingeleitet und mit einer Kurzzündung - zu vergleichen mit einer Feuerzeugzündung - zur Explosion gebracht. Die Bäume werden hierbei nicht beschädigt; höchstens kleine Wurzeln werden in Mitleidenschaft gezogen. Die Wühlmäuse sterben an der Druckwelle. Das Geräusch gleicht einem dezenten Karnevalsböller. Sofern die Gänge der Wühlmäuse tief liegend sind, ist der Knall kaum zu hören. Liegen die Gänge nah an der Erdoberfläche, dringt das Geräusch bisweilen nach außen. Bis zu 50 Mal pro Stunde knallt es, wenn die Gänge der Wühlmäuse eng beieinander liegen. „Und damit haben wir das nächste Problem“, berichtete Krämer. Besorgte Anwohner zeigten Unverständnis für die Arbeit des Biobauern. Andere ärgerten sich und machten geltend, dass selbst bei einer Privatfeier Böller untersagt seien.

Abgestimmt sind die Einsätze des neuen Spezialgerätes laut Krämer mit der städtischen Ordnungsbehörde und der Polizei. Das Gerät ist in Deutschland in der Landwirtschaft zugelassen, TÜV-geprüft und von der Berufsgenossenschaft abgenommen. Nur zu ganz bestimmen Zeiten - 8 bis 12 Uhr und 15 bis 19 Uhr - wird gezündet. Freitagnachmittag oder Wochenenden sind tabu.

Hinweisschilder unterrichten Spaziergänger in diesem Bereich, was auf den Feldern geschieht. „Die Population muss unterdrückt werden. Der Einsatz ist erlaubt“, sagte Krämer. Bekämpft werden die Wühler noch bis zur nächsten Ernte. Eine weitere Aktion, die sich über vier Tage erstreckt, folgt im November.

Ähnliche Geräteeinsätze gebe es auch in anderen landwirtschaftlichen Bereichen, so Krämer, etwa die Selbstschussanlagen, wie sie im Weinbau oder bei der Kirschenproduktion zur Vogelabwehr in Gebrauch seien. Genutzt werden solche Anlagen „im Versuchsgut Klein-Altendorf, an der Ahr oder im Alten Land“, berichtete Krämer. Seine Bioanbaufläche liegt zum Teil im so genannten grünen Ei unterhalb vom Steinbüchel. Krämer: „Ich wünsche mir nur etwas Verständnis für die Situation, auch wenn wir manchmal nicht zu überhören sind.“
(KR)

 

 

zurück